über Jahrhunderte hinweg
Die im folgenden aufgeführten Beispiele zeigen Rüstungen bzw. Ausrüstungen verschiedener Epochen. Da zwischen den jeweiligen Ausführungen mitunter Jahrhunderte der Entwicklung liegen wird dieser wichtige Umstand im Training sowie den Wertungskämpfen beachtet. Ein hochmittelalterlicher Kämpfer in voller Rüstung sollte sich also schwerlich mit einem eher frühmittelalterlichen Wikinger - Krieger messen. Etwa 400 Jahre "unter den Tisch fallen zu lassen" ist schon etwas gewagt. Wir möchten und können also nicht "alles Mittelalter in einen Topf" geben, sondern wollen zum besseren Verständnis der verschiedenen Epochen beitragen.
Erkenntnisse oder der richtige Zweck
Da bei den lockeren Freikämpfen in erster Linie auf den Schutz geachtet wird, unterscheiden sich die jeweiligen Rüstungen nach ihrem Zweck. Für Darstellungen werden z.B. Helme ohne
Stichschutzgitter verwendet, was wiederum bei Freikämpfen unumgänglich ist. Weiterhin werden im Training wertvolle Erfahrungen über die Funktion der Rüstung gesammelt. Ein gutes Beispiel hierfür
ist der Topfhelm, welcher eindeutig ein Reiterhelm ist. Aufgrund der schlechten Sicht, eingeschränkten Beweglichkeit sowie mangelnden Ventilation für den anstrengenden Kampf zu Fuß ungeeignet.
Nach dem Absitzen wurde dieser abgenommen, um jedoch weiterhin den Kopf zu schützen kam die Hirnhaube zum Einsatz, welche unter dem Topfhelm getragen wurde. Diese erlaubt in Verbindung mit der
Kettenhaube einen entsprechenden Schutz, und ermöglicht eine gute Sicht als auch Beweglichkeit sowie Ventilation.
Fußnote:
Es wird hierbei kein Anspruch auf historische Korrektheit oder Authentizität erhoben. Die Erkenntnisse sollen keine allgemeingültigen Aussagen darstellen, sondern lediglich die Interpretation aus der Anwendung wiedergeben. Alle gezeigten Waffen und Rüstungen bewegen sich, im Rahmen der Möglichkeiten sowie der Verwendbarkeit im Training, möglichst nah an historischen Vorbildern (soweit diese gegeben sind).
Besondere Beachtung hierbei liegt in der Beinbekleidung sowie dem Schwert, dessen sehr kurzes Parier als auch der entsprechende Knauf typisch sind. Der Krieger hier ist ohne ein Kettenhemd dargestellt, was sicher der Ausrüstung der meisten Kämpfer seinerzeit entsprach. Lediglich der dicke Polsterwams schützt den Körper, was zwar der Schnelligkeit und Kondition zuträglich ist, jedoch bei Körpertreffer mit scharfen oder Spitzen Waffen schnell das aus bedeuten kann. Der Lederschutz des Unterarmes wurde mit Metall verstärkt um im Training besser zu Schützen.
Hier ein schwerbewaffneter Krieger mit entsprechendem Schwert sowie einer kleinen Axt, welche am Gürtel getragen wird. Den klassischen Rundschild auf dem Rücken, hierbei ist der Schildbuckel zum Schutz der Hand sehr gut zu sehen. Wichtigstes Merkmal ist hier die mächtige Dänenaxt, eine gefürchtete Waffe welche seinerzeit auch von der "Warägergarde" getragen wurde. In den Händen von gut trainierten und erfahrenen Kriegern ist es eine sehr verheerende Waffe, welche problemlos die seinerzeit üblichen Schilde aus Holz zertrümmert. Bei einem direkten Treffer schützt auch ein Kettenhemd seinen Träger kaum.
Einige Beispiele früher normannischer Krieger mit kurzem Ringpanzerhemd sowie dem in dieser Epoche aufkommenden Drachenschild. Dieser schützt den Krieger aufgrund von Größe und Form sehr gut. Gängige Waffen in dieser Epoche waren neben dem Schwert eine oft langstielige Axt und ein Streitkolben als Begleitwaffe. An den Wadenwickeln ist deutlich der Einfluss der unmittelbaren Vorfahren, der Wikinger, erkennbar. Gleiches trifft auf die Form des Kettenhemdes sowie den zu dieser Zeit noch verwendeten Rundschild zu. Im weiteren Verlauf sollte dies jedoch erst der Beginn in der Entwicklung der normannischen Ritter sein. Die hier gezeigten Kettenfäustlinge sind Maßanfertigungen.
Die Form des Helmes mit angesetztem Nackenschutz ist in diesem Beispiel in zwei verschiedenen Varianten zu sehen, einmal mit Nasal und Kettengeflecht (eher europäischen Raum) sowie ohne Nasal und mit einem Nackenschutz aus Metall - Lamellen (eher östlicher Raum / Byzanz). Der Oberkörper wird mit einem Brustpanzer aus Lammellen (Fundort Birka) geschützt, in Kombination mit dem Schild haben wir so eines sehr beweglichen und effizienten Speerkämpfer.
Hier als Reiter dargestellt, erkennbar anhand der Sporen und Kettenbeinlinge (diese scheinen jedoch eher unwahrscheinlich) als auch dem geschlitzten Ringpanzerhemd. Weiterhin ein entsprechender Helm mit Nasal, ein Drachenschild sowie dem Langschwert mit geradem Parier und Wallnussknauf. Kettenhaube und Kettenfäustlinge waren mitunter fest mit dem eigentlichen Kettenhemd verbunden bzw. angesetzt, entgegen unserer Abbildungen. Im Detail sind verschiedene Kettengeflechte zu sehen, eher wahrscheinlich sind die runden Ringe. Zu beachten ist hier auch das Ventail der Kettenhaube welches geschlossen einen Schutz für das Gesicht darstellt.
Diese Darstellung zeigt einen Infanteristen des byzantinischen Reiches, hierbei ist die Interpretation der Rüstung von entsprechenden Skulpturen und Wandmalereien seinerzeit abgeleitet. Die Vorlage für den Helm bietet ein Fund aus Tunesien nach dessen Vorlage dieser gefertigt wurde.
Hier sehen wir die Darstellung eines Waräger um das 12. Jhd. Die Daneaxt sowie der Helm orientieren sich an Funden des 10. Jhd. aus der Ukraine. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Rüstung. Diese wurde nach Funden aus dem 12. Jhd. in Konstantinopel sowie Russland handgefertigt, und stellt bislang die einzige Rekonstruktion in dieser Form dar. Hier wird ein Reiterhelm, zu erkennen an dem Schweif, getragen bei welchem die Kettenbrünne direkt am Helm befestigt ist. Sehr gut sind hier die einzelnen Platten zu sehen, aus welchen der Helm zusammengefügt ist.
Hier sehen wir einen Offizier der Kavallerie der Warägergarde, welche seinerzeit eine Krieger - Elite darstellte. Die Ausrüstung richtet sich nach diversen Funden und Wandgemälden aus Byzanz sowie Südrussland. Die Weiterentwicklung der Rüstung ist hier sehr gut an den Schulterplatten sowie dem Unterarmschutz zu erkennen. Auch die Form des Schildes unterscheidet sich ganz klar von vorher üblichen Ausführungen. Durch die auf Leder angebrachten kleinen Metallplatten ergibt sich bei guter Beweglichkeit ein sehr robuster Schutz.
Hier ist die unmittelbare Vorstufe zu der nachstehenden Darstellung zu sehen. Der Helm weist dabei bereits eine Gesichtsplatte auf, welche das Nasal über die Jahre ersetzt hat. In diesem Beispiel ist der Helm an historischen Vorlagen orientiert, jedoch durch das eingearbeitete Stichschutzgitter turniertauglich. Bei genauerer Betrachtung fällt auf das hier keine Kettenbeinlinge Verwendung finden, was darauf schließen lässt das es sich nicht um einen berittenen Krieger handelt. Um eine bessere Handhabung der Waffen zu ermöglichen sind die Kettenfäustlinge auf der Innenseite mit weichem Leder versehen, mitunter waren diese auch fest an den Ärmeln des Ringpanzerhemdes angesetzt. In dieser Epoche tauchte der sog. Waffenrock auf, welcher über dem Kettenhemd getragen wurde. Das hier gezeigte Kriegsschwert ist eine turniertaugliche Waffe.
Auf den nachfolgenden Abbildungen sind Ritter bzw. Waffenknecht zu sehen. Der Unterschied findet sich hier in der weiter verbesserten Rüstung sowie den Kettenbeinlingen und Sporen des Ritters - also berittenen Kriegers. Hier wird unter den Kettenbeinlingen nun zusätzlich ein gepolsterter Schutz getragen. Es kann hier bereits von entsprechenden Statussymbolen gesprochen werden, welche den adeligen Stand aufzeigen. Der Waffenknecht ist für die entsprechenden Verhältnisse seiner Zeit gut gerüstet mit Helm, Ringpanzerhemd, großem Schild und Schwert sowie Axt. Daraus lässt sich schließen, dass es sich um einen recht wohlhabenden Krieger mit kleinerem Grundbesitz oder niederem Adel gehandelt haben könnte. Der Schild bietet sehr guten Schutz wie hier schön zu sehen ist, in der zweiten Reihe konnten somit Stangenwaffen eingesetzt werden. Die waffenführende Hand ist durch einen Kettenhandschuh geschützt, wohingegen die schildtragende Hand keinen gesonderten Schutz durch einen Kettenhandschuh benötigt, da der Schild somit besser geführt werden kann und ausreichenden Schutz bietet.In früheren Zeiten wäre der Waffenknecht unserer Abbildungen ein komplett ausgerüsteter Ritter / Krieger. Weiterhin wird mitunter der Waffenrock getragen, welcher durch seine Farbgebung weithin sichtbar, die jeweilige Zugehörigkeit der Ritter darstellte.
Die Darstellung hier zeigt deutlich die Weiterentwicklung der Rüstung. Der Helm ist nun mit einer flachen Kalotte sowie einer Gesichtsplatte versehen. Weiterhin wird neuerdings ein Waffenrock über dem Ringpanzer getragen, schlüssige Gründe hierfür sind zum einen um das aufheizen der Rüstung in der Sonne zu mindern sowie heraldische Zwecke. Für einen besseren Schutz der Oberschenkel werden jetzt über den Kettenbeinlingen Diechlinge getragen. Details hier sind der am Gürtel getragene frühe Streitkolben sowie die Streitaxt mit langem Schaft, was einer schweren Bewaffnung entspricht. Weiterhin wird nun ein Scheibenknaufschwert verwendet welches sich in Form und Balance deutlich von den vorhergehenden Langschwertern unterscheidet. In diesem Beispiel ist dieses mit einem Lederriemen am Handgelenk gesichert um im Kampf ohne Verlust des Schwertes die Begleitwaffen zu verwenden.
Der Unterschied hier findet sich zum einen in der Weiterentwicklung des Helmes, zum anderen wird nun über dem Ringpanzer ein Plattenrock getragen. Dieser schützt durch die auf der Innenseite des derben Leder`s aufgenieteten Eisenplatten, welche sich überlappen, optimal den Oberkörper ohne die Beweglichkeit dabei zu sehr einzuschränken. In der Darstellung hier ist der Topfhelm oder auch "große Helm" zu sehen. Dieser bietet berittenen Kriegern aufgrund der nach unten gezogenen Form einen sehr guten Schutz für Gesicht und Hals gegen Lanzen, jedoch nur eine eingeschränkte Sicht und Beweglichkeit im Bodenkampf. Um mit angelegter Lanze im Konroi den Feind niederzureiten ist das Sichtfeld also völlig ausreichend, gleiches trifft auf die eingeschränkte Ventilation zu. Nach dem Absitzen vom Streitross wurde der Topfelm folglich abgenommen, was eine deutlich bessere Beweglichkeit und vor allem Übersicht auf dem Schlachtfeld mit sich bringt. Die Hirnhaube, welche unter dem großen Helm getragen wurde, schützt nun den Kopf. Besondere Beachtung hier findet die Waffenkette, welche es erlaubt den Topfhelm abzusetzen ohne diesen zu "verlieren". Weiterhin taucht in dieser Epoche das Kriegsschwert auf, mitunter auch als "Bastardschwert" oder "Anderthalbhänder" bezeichnet. Aufgrund der längeren Klinge und des größeren Gewichtes ist die bessere Hieb - und Stich Wirkung gegen gut gerüstete Gegner nun deutlich effizienter gegenüber den bis dahin gebräuchlichen Langschwertern. Der Wappenschild rundet die Ausrüstung der Hochmittelalterlichen Ritters ab, aufgrund der deutlich weiter entwickelten Körperrüstung, war nun ein kleinerer Schild im Nahkampf gebräuchlicher und besser zu führen. Diese mächtige Rüstung stellt für den historischen Hintergrund des R.S.K. die höchste Entwicklungsstufe dar.
Hier ist die Replik einer Rüstung zu sehen welche nach entsprechenden Funden aus der Region um Novgorod handgefertigt ist. Diese Rüstung wurde seinerzeit von adligen Rittern ab Ende des 13. Jhd bis ca. Mitte das 14. Jhd verwendet. Aufgrund der überlappenden Lamellen sowie der Schulterplatten ergibt sich hier ein umfassender und sehr guter Schutz. Da die Elemente für den Unterarm, Oberarm sowie der Schulter separat angesetzt sind ist weiterhin eine sehr gute Beweglichkeit gegeben. Die Kettenbrünne ist direkt am Helm angebracht und schützt dadurch optimal Hals und Gesicht.
Nachstehend zu sehen ist ein Sergeant der Bogenschützen. Ohne schwere Rüstung, lediglich durch einen Gambeson mit aufgesetzten Armplatten geschützt. Der Helm bietet eine sehr gute Sicht, welche für Bogenschützen unverzichtbar ist. Für den Nahkampf ausgerüstet mit einem Dolch sowie Streitkolben und einem Falchion. Hierbei handelt es sich um eine Wuchtwaffe bei welcher der Rücken nicht scharf war und sich in der Wirkung durchaus mit einer Axt vergleichen lässt. Da das Schwert mitunter dem Adel bzw. Ritter vorbehalten war, durfte diese verheerende Waffe somit auch von "einfachen" Soldaten geführt werden.
Die Helme für das Sparring und die Turnierkämpfe sind zwingend mit einer Gesichtsplatte sowie einem massivem Stichschutzgitter ausgestattet. Wir hier gut zu sehen ist muss dieses jedoch nach regelmäßigem Gebrauch des Helmes erneuert werden, da bei den Kämpfen mit Stahlwaffen oft Treffer zum Helm gesetzt werden. Die Stahlwaffen entsprechen den Turnier - Anforderungen und weisen eine Schlagkante von mindestens 2,5 mm auf, diese werden nach jedem Kampf geschliffen um Grate und Kerben zu entfernen. Zum Schutz der Hände werden speziell gepolsterte Handschuhe getragen die bei guter Protektion das sichere Handhaben der Waffen ermöglichen. Unter dem Ringpanzer wird ein Gambeson getragen, seinerzeit wie heute um die Wucht der Schwerthiebe zu mindern.